Der Vatikanpalast, Cusanus Arbeitszimmer, Cusanus und Piccolomini.

Bei einem Schwenk durch das Zimmer soll die Garderobe auffallen, an der Cusanus scharlachroter Talar (Kardinalsgewand), seine Mozetta (der Schulterumhang) und sein rotes Birett (die Kopfbedeckung) hängen.

Dann erfasst die Kamera eine Landkarte, die auf einem Tisch liegt. Cusanus Zeigefinger, dessen Hand der Kardinalsring ziert, zieht einen Weg vom Ausgangspunkt Heidelberg über die Alpen nach Padua und von dort zurück nach Köln. Dabei erzählt er Piccolomini von einer Reise, die er als Student gemacht hat.

Piccolomini bemerkt, eine so komplette Landkarte von Europa habe er noch nie gesehen.

Cusanus: Er habe die Karte gezeichnet. Es sei nicht nur seine erste Landkarte von Mitteleuropa, sondern die erste überhaupt.

Amüsiert deutet Piccolomini auf das Pergament. Zwischen den Städten Koblenz und Trier befindet sich ein Punkt, neben dem der Name Kues steht. Die Erwähnung des win­zigen Ortes stellt eine Huldigung dar. Denn die Europa-Karte enthält bis auf diese und eine weitere Ausnahme lediglich die Namen der bedeutenden Städte.

Piccolomini deutet nun auf den zweiten, etwas weiter westlich gelegenen „unbedeutenden“ Punkt auf dieser Karte, neben dem der Name Deventer steht.

Piccolomini: Und in Deventer sei er, Cusanus, zur Schule gegangen?

Cusanus: Die Ordensbrüder vom gemeinsamen Leben hätten ihn dort unterrichtet. Sie seien Laien, aber ein leuchtendes Vorbild für die gesamte Christenheit. Bei ihnen habe er, Cusanus, früh verstanden, dass wir uns durch die Erforschung der Schöpfung dem Abbild der Wahrheit Gottes nur annähern. Die Wahrheit Gottes selbst liege jenseits jeder begrifflichen Erklärung.

Einblendung der nächsten Szene, die Cusanus als Schuljungen zeigt.   

 

Außen, Tag. Der Hof der Klosterschule, die Cusanus als Junge in Deventer besucht hat.  

Nikolaus, etwas dreizehnjährig, kehrt den Boden. Ins Bild kommt ein klei­nes Mädchen. In der Hand hält es einen Kreisel und eine Peitsche. Interessiert verfolgt Nikolaus, wie das Kind den Kreisel schlägt. Nach einer Weile trudelt der Kreisel und kippt um. Nikolaus lässt den Besen fallen und tritt an das Kind heran. Er bittet das Mädchen, ihm das Spielzeug für einen Augenblick zu leihen. Das Kind willigt ein. Niko­laus beginnt, den Kreisel zu peitschen.

Der Kreisel dreht sich immer schneller, so dass schließlich das Auge die Bewegung des Kreisels nicht mehr wahrnimmt. Großaufnahme: Der Kreisel steht wie bewegungslos auf dem Boden.

Ins Bild kommt ein Frater (Laien-Priester), der die Szene beobachtet hat. Nikolaus ist aufgeregt. In seinem Gesicht spiegelt sich die Freude über eine Entdeckung, die er dem Frater mitteilt: Ich habe den Kreisel so arg gepeitscht, dass ich schließlich seine Umdrehungen nicht mehr wahr­nehmen konnte. Sei es nicht so, dass - wenn der Kreisel sich unendlich schnell dreht - Bewegung und Ruhe zusammenfallen? Der Frater meint, dass dies ein großer Gedanke sei, den er noch in keinem Buch gelesen habe. Dann lässt er sich Peitsche und Kreisel ge­ben. Doch mehr als dass der Kreisel torkelt, kommt bei seinem Versuch nicht heraus. Mit gespielter Resignation gibt er dem Mädchen das Spiel­zeug zurück. Zu Nikolaus sagt er: Nicht jedem Menschen gelänge es, über die Grenzen der vorhandenen Erkenntnisse zu schauen. Nikolaus sei das soeben gelungen. Er habe erkannt, wie sich im Absoluten die Gegensätze von Bewegung und Ruhe vereinigen. Dann greift der Frater zum Besen und kehrt anstelle von Nikolaus den Hof.

 

Ende der Rückblende und Fortsetzung der Szene:

 

Cusanus steht weiterhin mit Piccolomini in seinem Arbeitszimmer vor der Europa-Karte.

Cusanus rollt das Pergament ein: „Sollen sich die Gelehrten und Handelsleute an dieser Karte erfreuen“.

Dann ent­rollt er ein zweites Pergament und sagt: "Diese Karte soll uns erfreuen."

Das Pergament zeigt eine Fläche, die von Magdeburg über Koblenz bis Würzburg reicht. Nikolaus Finger deutet auf mehrere Schraffierungen, die seinen Besitz - seine Pfründen - darstellen. Es ist der Lohn für die Arbeit, die er im Dienste der Kirche bis heute ge­leistet hat.

Cusanus blickt von seiner Karte auf zu Piccolomini: Aber die Arbeit sei noch nicht getan, das Werk der Einheit noch nicht vollendet! Durch das Konkordat zu Wien seien Zuständigkeiten und Vermögensfragen geregelt. Damit sei der Zwiespalt zwischen Haupt und Körper überwunden. Doch jetzt bedürfe es dringend der Reform der Glieder! Der Mensch, das Abbild Gottes, entferne sich immer weiter von seinem Urbild. Es müsse eine Rückbesinnung auf Gott geben, durch Reinigung des Glaubens und Disziplinierung des geistlichen Lebens.

Er, Cusanus, habe Papst Nikolaus für diese Reform bereits gewonnen. Der Heilige Vater werde ihn mit umfangreichen Vollmachten ausstatten, damit er, Cusanus, auf einer großen Legationsreise durch Deutschland die Reform der Klöster einleite. In ganz Deutschland wolle er predigen und das Leben in den Klöstern vollkommen neu regeln.

Danach werde er, Cusanus, nach Brixon gehen. Er habe Papst Nikolaus um den dortigen Bischofsstuhl gebeten. Vor den Augen der gesamten Christenheit werde er aus dem Bistum Brixon eine Musterdiözese machen und sie zum Wohlgefallen Gottes in dem erneuerten Glauben erstrahlen lassen.