Eine Stadt in Süddeutschland. Außen, Vormittag. Cusanus, zwölf Männer aus seinem Tross, mehrere hundert Menschen.

Die Szene ist dem Einzug Jesu in Jerusalem am Palmsonntag nachgestellt.

Cusanus reitet, wie der Gottessohn in weiße Leinen gewandet, auf einem Esel dem Stadt­tor entgegen. Zu seinen Seiten zwölf Männer, die offensichtlich die zwölf Jünger symbolisieren wollen. Doch im Gegensatz zur Gefolgschaft Jesu sind die Männer des Cusanus bewaffnet. Sie tragen Lanzen und Schil­der, mit denen sie die palmwedelnde, freudig erregte Menge zurückdrän­gen. Immer wieder gelingt es einzelnen Menschen, die Leibwache zu überlisten und an Cusanus so weit heranzukommen, dass sie ihm eins ihrer langen Kreuze zum Kuss darbieten können. Der Kardinal schiebt dann jedes Mal die Kreuze von seinem Gesicht weg - ein Zeichen, dass er keinerlei Berührung mit den Menschen wünscht. Doch die Menge, von dem Schauspiel, das Cusanus ihr bietet, mitgerissen, bekommt die Distanz, auf die sie gehalten wird, nicht richtig mit.

Am Stadttor angelangt ereignet sich ein Zwischenfall. Eine Frau wirft sich vor den Esel und preist Cusanus, den sie für einen von Gott gesandten Propheten hält. Der Kardinal reagiert erschrocken. Er ruft seiner Leibgarde zu, man solle das Weib fortschaffen. Zwei Männer greifen die Frau und zerren sie zurück.

Endlich besinnt sich Cusanus auf seine Aufgabe. Während die Garde die Distanz zwischen ihm und der Menge sicherstellt, wird sein Gesicht freundlicher und er segnet die Menschen, indem er mehrmals das Kreuzzeichen macht. Dann ziehen sie in die Stadt ein.

 

Der Kirchplatz.

Vor dem Portal der Kirche ist eine Kanzel errich­tet worden. Cusanus, eine große Menge von Gläubigen. Mittag.

Cusanus betritt die Kanzel, die von seinem zwölfköpfigen Tross streng bewacht wird. Cusanus hebt zu einer seiner volkstümlichen Predigten an, die den Titel "Christus - der Weg" trägt. Diese Predigt - sie ist erhalten - hat u. a. die geistige Speise des Sakraments und die Speise in Form von Nahrung (Vaterunser: unser tägliches Brot gib uns heute)  zum Thema. Es soll jedoch nur die Passage wiedergegeben werden, in der Cusanus sich mit der profanen Speise beschäftigt. Durch sie weht der geistige Hauch der viel diskutierten Bergpredigt (Soll man eine Politik im Sinne der Bergpredigt führen?).

Cusanus, in gekonnter Rhetorik, spricht. Original Cusanus:

„Wir werden auch gelehrt, dass wir von Gott nicht mehr als das täglich notwendige Brot erbitten sollen, andernfalls wird er uns nicht erhören. Und kommt uns nun etwas über die Notdurft hinaus zu, so gibt Gott uns das nicht um unseretwillen, sondern um die Not der anderen willen: durch dich soll es den Armen und Gebrechhaften zukommen, und du sollst wissen: wenn du Gott um unser täglich Brot bittest, so ist dieses Brot, das Gott gibt, nicht dein Brot allein, sondern unser, nämlich derer, die es neben dir bedürfen. Wenn du aber das überschüssige Brot, das dir über deinen notwendigen Bedarf hinaus verbleibt, nicht unter die Bedürftigen ver­teilst, so ist das ein Zeichen dafür, dass du diese Brote mit Unrecht und Habgier zusammengebracht hast und zu Unrecht besitzest und dass du Gottes unwürdig bist, der dir und einem jedem das Notwendige zu geben angeord­net hat. Du aber enthältst wider seinen Willen als ein ungetreuer Knecht den armen Gotteskindern ihren Anteil vor (Das Wort "unser" bei "unser tägliches Brot" muss rhetorisch hervorgehoben werden, damit klar wird, dass es sich nicht um 'mein' tägliches Brot handelt)“. - Soweit die zen­trale Aussage, die Cusanus vor der Menge macht.

Zum Schluss ruft Cusanus die Menge zur Mitarbeit an seiner Reform der Klöster auf. Er, Cusanus, spüre, dass er mit seinen Predigten über die Reform die Herzen vieler Mönche nicht öffnen könne. Doch sei er zuversichtlich, dass die Geist­lichen, die seine Worte aufgenommen haben, in seinem Sinne unermüdlich darum kämpfen würden, ihre störrischen Mitbrüder auf den Weg zum rech­ten Glauben zu führen. Denn nur ein Leben in der Nachfolge Christi, das die Mönche zu führen hätten, könne die Voraussetzung für eine den Glauben erneuernde Seelsorge am Laien sein. In allen Klöstern, die er, Cusanus, besuche, lasse er Visitatoren zurück, die das Leben im Kloster in der Weise kontrollieren, ob es seinen, Cusanus, Forderungen gerecht sei. Überdies rufe er das Volk auf,  ein wachsames Auge auf die Klö­ster zu haben und alle Verfehlungen, die es beobachte oder erfahre, unverzüglich den Visitatoren zu melden.

Das Volk bricht in Jubel über diesen Zuwachs an Macht aus, der mehr oder weniger in der Denunziation besteht. Cusanus Begründung für das Wächteramt geht in der Begeisterung der Menge fast unter. Laut ruft er: Der Laie sei nun einmal das Funda­ment, auf dem die Kirche gebaut sei. Würde dieses Fundament bersten, weil die Geistlichkeit es nicht unermüdlich durch die Verkündi­gung des wahren Glaubens festige, würde es bald rissig und brüchig.

Cusanus verlässt die Kanzel und lässt sich von einem Mann aus seiner Leib­wache eine Tafel geben. Wie schon bei den anderen Gemeinden, erklärt er, werde er auch an ihrer, des Volkes, Kirche eine Tafel anbringen, damit ein jeder den Text der wichtigsten Gebete lesen und ihn sich in Erinnerung rufen könne. Cusanus schlägt mit Nägeln die schmale Tafel an die Kirchenwand. Dann kniet er nieder, die Menge gleichfalls. Gemeinsam sprechen sie das Vaterunser. Darüber blendet die Szene aus.

 

Das Schreibzimmer eines Klosters, dessen Orden noch nicht feststeht.

Tag. Cusanus und der Abt.

Cusanus ist dabei, einem bereits eingeschüchterten, stummen Abt Vorhaltungen zu machen. Seine Stimme bebt. Der Abt erweise sich seines hohen, von Gott aufgetragenen Amtes als wenig würdig.

Der Kardinal nimmt von der Schreibtischplatte ein Schriftstück und verliest, welche Mängel ihm aufgefallen sind: Unpünktliches Erscheinen der Mönche zum Gottesdienst, Furzen und Lachen während der Messe, Verlassen des Klosters ohne Genehmigung des Abtes, ungenügende Kenntnisse einiger Mönchen in der Auslegung der Heiligen Schrift, schlechte Schulung im Gesang und - was am meisten zählt - klägliche Ausübung des Hirtenamtes. Das Volk wisse schon gar nicht mehr, was es glauben solle. Hilflos sei es den Irrlehren von Wanderpredigern ausgesetzt, und das Kloster unternehme nichts, diese Teufelsbrut zu bekämpfen.

Er, Cusanus, werde einen Visitator zurücklassen, dem gegenüber der Abt verantwortlich sei. Sein Vertrauensmann werde so lange bleiben, bis die Ordnung des Klosters wiederhergestellt sei. Buchstabengetreu müssten die alten, ehrwürdigen Klosterregeln eingehalten werden. Als da sind: Er beginnt, einige Regeln aufzuzählen (Die Regeln richten sich nach dem Orden des Klosters, der noch zu bestimmen ist).

Darüber blendet die Szene aus.

Wichtig für diese und die nachfolgenden Szenen ist, dass Cusanus, dessen Frömmigkeit im ganzen Film über jeden Zweifel erhaben sein muss, nicht seine Würde verliert.

 

 

Ein anderes Kloster. Der Flur, an dem die Zellen der Mönche liegen.

Es ist Abend. Cusanus allein.

Cusanus, ein Kerze in der Hand, betritt eine der Zellen. Er stellt die Kerze auf den Tisch, greift dann den Leinenbezug des Strohsacks, auf dem der Mönch schläft. Er öffnet die Naht und schüttet das Stroh auf den Boden. Schließlich hat er einen Lederbeutel mit Goldmünzen gefunden. Ohne sich um die Unordnung weiter zu kümmern, verlässt Cusanus die Zelle und wirft den Beutel in einen Sack, der auf dem Gang an der Wand steht.

Das Äußere des Sackes zeigt, dass er bereits Gegenstände enthält.

Der Vorgang wiederholt sich in der nächsten Zelle. Allerdings wird er dort nicht fündig.

In einer Kommoden-Schublade der dritten Zelle findet er einen Briefumschlag. Er nimmt ihn, tritt auf den Gang und öffnet ihn. Dann liest er den Brief im Schein der Kerze. Als er nach einigen Zeilen den Brief in das Couvert zurückschiebt, entdeckt er darin einen Siegel­ring. Er wirft den Ring in den Sack, den Brief legt er in die Kommode zurück.

In der vierten Zelle befindet sich eine Mappe mit Zeichnungen. Cusanus studiert sie und sortiert dabei alle weltlichen Motive heraus. Es sind Skizzen von Vögeln, Kaninchen, Frauen und fröhlichen Trinkgelagen. Cusanus wirft diese Zeichnungen in den Sack, die mit den sakralen Motiven bringt er in die Zelle zurück.

 

 

Der Hof eines weiteren Klosters.

Cusanus und etwa dreißig Mönche.

Ein heftiger Gewitter-Regen weicht den Lehmboden des Hofes auf. Cusanus steht vor den knienden Mönchen, die sich ihre Kapuzen über den Kopf ge­zogen haben. Ihre Kutten sind völlig durchnässt, die Knie stecken im Schlamm. In ihren Gesichtern ist sichtbar, dass sie das Ende der Exerzitie herbeisehnen.

Cusanus, von seiner eigenen Rhetorik hingerissen, scheint das Wetter überhaupt nicht wahrzunehmen. Er hält wieder eine seiner rund 300 Predigten, die da­mals Aufsehen erregten. Zugleich erfährt der Zuschauer, dass ich Cusanus unter einer Reform etwas ganz anderes vorstellt als rund siebzig Jahre später Martin Luther.

So predigt er, dass der Glaube die Unterwerfung fordere. Da zwischen dem, was geglaubt werden soll, und dem, was die Kirche als Glaubenssätze ver­kündet, kein Unterschied besteht, sind alle Glaubenssätze der Kirche unzweifelbar wahr. Folglich müsse die Reform beim Gehorsam gegenüber den Glaubenssätzen der Kirche beginnen. Es sei völlig abwegig, wie einige törichte Mönche dächten, Gehorsam gegenüber dem eigenen Gewissen zu sein. Im Gegenteil: "Niemals darf man die Schlüsselgewalt der Kirche missachten, auch nicht die ungerecht gehandhabte. Wenn es kein gerechter Grund ist, den der Obere vorgibt, dann ist Euer Gehorsam umso verdienstvoller. Gott bestimmt den Weg zur Herrlichkeit durch den Gehorsam..."

Plötzlich stockt Cusanus. Sein Gesichtsausdruck signalisiert, dass ihn etwas empört. Er weist mit der Hand zur Pforte des Hauptgebäudes, das durch den Regen in einer braun-grauen Tönung schimmert. Cusanus ruft den Abt zu sich, der in der ersten Reihe links kniet. Der Abt springt auf und torkelt infolge seiner steifen Beine hinter dem sich geschwind bewegenden Kardinal her. Schließlich stehen sie vor dem großen Holzkreuz, das neben der Pforte hängt. Es hängt schief, bemerkt Cusanus. Unser Herr und Heiland Jesus Christus leidet an einem schief hängenden Kreuz! Was der Abt dazu sage.

Der Abt ist irri­tiert, weil das Kreuz (auch für den Zuschauer) nicht auffällig schief hängt. Überdies fehlt an dem Kreuz die Christus-Figur. Stumm will der Abt das Kreuz verrücken. Doch Cusanus stößt ihn weg und nimmt das untere Ende des senkrechten Balkens selbst in die Hände. Er rückt ihn einige Male hin und her, so dass am Ende nicht klar ist, ob das Kreuz nicht wieder genau so hängt wie vorher. Cusanus tritt ein paar Schritte zurück. Dann schaut er den Abt zufrieden an. Cusanus: Jetzt sei es so wie auf Golgatha.

 

 

Der verwahrloste Hof eines anderen Klosters.

Nikolaus und zwei bewaffnete Gardisten steigen von ihren Pferden. Ein betrunkener Mönch, der sie kaum wahrnimmt, torkelt an ihnen vorbei. Die Gardisten bleiben bei den Pferden, während Nikolaus das Kloster betritt.

Das Refektorium. Nikolaus präsentiert sich ein übles Gelage. Halb entblößte Nonnen und Dorfschöne sitzen auf den Schößen der Mönche. Alle schei­nen sie betrunken zu sein. Auf der Kanzel grölt ein Mönch die Geschichte der Heiligen Maria Magdalena - und zwar in umgekehrter Form. Danach be­reut die Sünderin vor dem Heiland ihr unzüchtiges Leben nicht, sondern - so die Version des Mönches - sie erzählt in obszönen Worten, wie wollü­stig das Leben einer Hure sei, welchen Spaß es ihr mache, die Beine zu spreizen und für kostbare Taler ihre geilen Freier in ihren Körper ein­dringen zu lassen.

Cusanus ist außer sich vor Wut. Im Nu ist er auf der Kanzel, reißt dem Mönch das Kreuz vom Hals und schlägt ihn damit ins Gesicht. Es kommt zu einem Gerangel. Doch der Mönch, trunken und kraftlos, kann sich kaum weh­ren. Nikolaus packt ihn und wirft ihn über die Brüstung der Kanzel. Dann stürzt er die Stufen hinab und wirft sich auf den flach am Boden liegenden Mönch, der den Eindruck macht, er habe sich das Genick gebrochen. Dennoch will Nikolaus weiter auf ihn einschlagen. Einige Mönche halten ihn jedoch davon ab.

Nikolaus reißt sich los und verlangt von den Mönchen, die ihm nun gegenüberstehen, dass der Abt vortreten solle.

Die Mönche deuten mit ihren Blicken auf dem am Boden liegenden Mönch, der wie tot wirkt.

Ein Mönch tritt vor, seine Trunkenheit kaum verbergend. Er erklärt: Er, Cusanus, habe ihren Abt umgebracht! Er sei ein Eindringling, der zu verschwinden habe, wenn ihm sein Leben lieb sei.

Die Worte des Mönchs machen auch die anderen Mönche mutiger. Sie treten näher an Nikolaus heran, so dass eine bedrohliche Situation entsteht, die den paranoiden Charakterzug des Cusanus erneut zum Vorschein bringt. Cusanus wirkt plötzlich wieder unsicher und ängstlich. So unauffällig wie möglich tritt er den Rückzug an. Dabei weist er immer wieder auf den am Boden liegenden Abt, der jetzt sichtbar nach Luft ringt - ein Zeichen, dass er noch lebt. Cusanus versichert den Mönchen, während er immer weiter zurückweicht, mehrmals, dass der Abt lebe. Mit Gottes Hilfe und etwas Pflege werde er schnell genesen.

Seine Stimme ist gebrochen vor Angst, als er - an der Türe angekommen – noch schwört, dies sei nicht seine letzte Visite gewesen. Die Mönche lachen, während Cusanus durch die Tür verschwindet.