Haus des Piccolomini, innen.

Die Creme der in Basel versammelten Gesellschaft sieht sich im Untergeschoß des Hauses eine Szene aus einer (noch zu bestimmenden) Komödie des Plautus an, die Nikolaus mit nach Basel ge­bracht hat. Die Szene soll derb und witzig sein, so dass viel gelacht wird. Danach Musik, Tanz, Gesang zur Laute sowie Harfen- und Flötenmusik.

Cusanus ist von Gästen umringt. Sie bewundern ihn wegen seiner kühnen freiheitlichen Ideen, die er mit unübertrefflichem philosophischem Scharfsinn begründet habe. Nun müsse auch der Papst seine ablehnende Haltung gegenüber dem Konzil ändern und mit ihm gemeinsam um einen Konsens bei den strittigen Fragen der Kirchen-Reform ringen. Einer der Gäste zeigt sich überzeugt, dass Gott mit diesem Konzil eine neue Epoche eingeläutet habe. Durch Cusanus Rede habe er, Gott, den Weg für eine grundlegende Reform der Kirche gewiesen.

Plötzlich ertönt die Stimme Piccolominis, der die Anwesenden bittet, sich um ihn zu versammeln. Ins Bild kommen vor allem Piccolomini und ein südländisch aussehender Adliger. Der Mann reicht Piccolomini einen Holzsplitter und erklärt: Der Splitter stamme aus der Heiligen Lanze, mit der ein römischer Soldat den am Kreuze hängenden Erlöser in die Seite ge­stochen habe. Dann zieht der Adlige eine Expertise aus der Tasche, die die Echtheit des Holzsplitters bestätigen soll. Beides wird herumgereicht und andächtig bewundert. Der Adlige erklärt, dass es sich bei dem Dokument um eine Beglaubigung der Mutter Konstantins des Großen handle, die im Orient (der Legende zu folge ) nach dem Kreuz Christi und der Heiligen Lanze gesucht hat.

Es kommt zu einer Versteigerung der Reliquie. Der Preis hat schon schwindelnde Höhen erreicht, als Nikolaus Splitter und Dokument in die Hände bekommt. Nach einer kurzen Prüfung bemerkt er trocken, beides sei­en Fälschungen. Holz dieser Art gebe es im Orient nicht. Und das Doku­ment enthalte einige sprachliche Wendungen, die zu Zeiten Konstantin des Großen nicht gebräuchlich waren.

Der Adlige protestiert. Er habe die Re­liquie von einem Mönch erhalten, dessen Redlichkeit über jeden Zweifel erhaben sei.

Dann sei der Mönch eben das Opfer eines Schwindlers gewesen, erwidert Nikolaus.

Einige Anwesende, die sich an der Versteigerung be­teiligt hatten und sich ausmalen, dass sie fast betrogen worden wären, rücken dem Adligen bedrohlich zu Leibe. Einer der Gäste nimmt Nikolaus den Splitter und das Dokument aus der Hand und wirft es seinem Besitzer vor die Füße. Piccolomini kann gerade noch eine Rangelei verhindern.

Zugleich wird Nikolaus mit Fragen bestürmt. Wie er die Reliquie so schnell habe enttarnen können?

Er erklärt, dass er sich seinerzeit in Köln in der Kunst der Quellenkritik geübt habe und manche, angeblich echte Urkunde als Fälschung entlarvt habe.

Daraufhin rückt einer der anwesenden Gäste mit einer Information heraus, die den anderen Gästen unbekannt ist. Cusanus habe sogar die "Konstantinische Schen­kung" als Fälschung entlarvt und damit die Vorherrschaft des Papstes...

Weiter kommt der Mann nicht. Denn Nikolaus, der über das heikle Thema nicht sprechen will, schneidet ihm erregt und wütend das Wort ab. Er habe ein paar Unklarheiten entdeckt, die jedoch ein schärfe­rer Geist sicher aufklären könne... Die Unklarheiten befänden sich nicht in der Urkunde, sondern in seinem Kopf.

Der Mann will das bestreiten: Das stimme nicht. Er selbst hatte in Köln...

Erneut fällt ihm Nikolaus in den Mund. Mit lauter Stimme dazwischenfahrend, sagt er:

Er, Nikolaus, habe eine Überraschung für die Gäste. Ein Spiel, das er sich ausgedacht habe. Wer Lust habe, sich daran zu beteiligen, möge ihm in den Garten folgen. Damit wendet er sich um und geht in Richtung Garten.

Die Anwesenden sind irritiert. Einige gruppieren sich um den Mann, um mehr zu erfahren, andere, die das brisante Thema weniger zu interessieren scheint, folgen Nikolaus.

 

Der Garten des Piccolomini, dessen Anlage Piccolominis Schwäche für altgriechische Architektur verrät.

Mehrere Gäste sind Cusanus gefolgt. Leise dringt Musik in den Garten. Auf einem Tuch, das auf dem geschorenen Rasen ausgebreitet liegt, ist eine Spirale gezeichnet. Nikolaus erklärt nun sein "Globus-Spiel".

Dabei müssen die Gäste vom Rand des Rasens eine Kugel auf das Tuch mit der Spirale werfen. Die Kreise der Spirale sind mit den Zahlen von eins bis zehn markiert. Im letzten, innersten Kreis der Spirale steht die Zahl zehn. Dieser zehnte Kreis symbolisiert den "Thron des Königs (Gott), dessen Reich das Reich des Lebens ist". Wer seine Kugel am geschick­testen wirft und als erster die Zahl der Lebensjahre Christi erreicht (Cusanus gibt das Alter Jesu mit 33 Jahren an), der habe gewonnen.

Ne­benbei erhellt Nikolaus anhand seiner Kugel (Globus) den Widerspruch zwischen Freiheit und Determinismus. Der Globus - also die Kugel - sei ursprünglich ein rohes Stück Holz gewesen, aus dem man dieses oder jenes hätte machen können. Doch indem der Drechsler alle anderen Möglichkeiten verwarf, determinierte er das rohe Stück Holz und gab ihm die Ge­stalt einer Kugel. Damit war die Freiheit, ein Würfel zu werden, vertan.

Während dieser, mehr als unterhaltsame Gedankensplitter vorgetragenen Worte des Cusanus, haben die Gäste das Spiel begonnen.

Eine Frau, deren sinnlichem Gesicht man ansieht, dass sie die Freuden des Lebens zu genießen versteht, wirft die Kugel nur bis in den äußersten Kreis (Zahl 1). Ein "Oh" drückt das allgemeine Bedauern aus. Die Frau setzt sich auf eine Bank. Dann springt ihr ein kleiner, hässlicher Hund auf den Schoß, der kläffend das Spiel verfolgt. Keiner der Spieler schaffte es bislang, seine Kugel in den zehnten, innersten Kreis ("Thron des Königs" / Gott) zu platzieren. Eine Kugel rollt bis zum fünften Kreis, eine andere kommt im siebten Kreis der Spirale zur Ruhe usw.

Der Hund der Frau beobachtet das Spiel immer intensiver. Er beginnt zu kläffen. Plötzlich springt er vom Schoß der Frau, läuft über den Rasen und stößt mit der Schnauze die Kugel seiner Herrin in den in­nersten, zehnten Kreis. Allgemeines Gelächter.

Die Frau sieht Cusanus an und fragt ihn: Was nun?"