Die Kamera fängt stimmungsvolle Bilder der Tiroler Alpen ein.

Ein heißer, schwüler Vormittag.

Am Saum eines Waldes holpert eine Kutsche vorbei, die - wie damals alle Kutschen - ungefedert ist. Dicht dahinter folgt ein mit Gepäck beladener Wagen. Ein Konvoi von 15 Reitern trabt neben den beiden Wagen her. Steine und Schlaglöcher erschweren die Fahrt, die über einen schmalen Weg führt. Der Zug stoppt. Eine umgestürzte Eiche, vor allem ihr dicker Stamm liegt quer über dem Weg, der an dieser Stelle eine tiefe Schneise bildet und das Umgehen des Hindernisses unmöglich macht. Die Reiter betrachten den Baum und holen schließlich Äxten aus dem zweiten Wagen. Sie beginnen, den schweren Stamm zu zer­hacken.

Cusanus steigt aus dem ersten Wagen. Er ist jetzt 50 Jahre alt. Sein roter Hut erinnert daran, dass er Kardinal ist. Seine Kleidung, weißes Leinen, ist wieder sichtbar der von Jesus Christus nachempfunden. Cusanus geht über eine Wiese und steht bald am Ufer eines kleinen Flusses, dessen Fisch-Kultur ihn interessiert. Er kniet nieder und versucht, eine Fo­relle mit der Hand zu fangen. Doch der Fisch entschlüpft, bevor er zu­greifen kann. Dann erspäht er eine andere Forelle und versucht es er­neut. Doch es gelingt ihn wieder nicht (Auf eine genaue Beschreibung dieser Art des Fischfangs wird hier verzichtet). Schließlich gibt Cusanus sein Spiel auf.

Er geht zurück und steigt in seine Kutsche. Während das rhythmische Schlagen der Äxte die Frühlingsstille zerbricht, nimmt Cusanus einen fast vollendeten Brief an seine Schwester Clara in die Hand. Er liest und spricht leise, was er bereits geschrieben hat:

Liebste Clara! Er, Cusanus, sei auf dem Weg nach Brixon und werde sich von nun an um sein Bistum kümmern, in dem vieles  reformbedürftig sei. Etliche Monate habe er auf seiner Deutschlandreise versucht, die große, umfassende Aufgabe zu verwirklichen, die Kirche zu erneuern. Er habe dem Volk ausgiebig gepredigt und das Leben der Mönche und Nonnen in vielen Klöstern neu geregelt. Unter den Würdenträgern habe er unzählige politische Streitigkeiten geschlichtet.

In einigen Klöstern hätten aber  weder die von ihm, Cusanus, verkündeten Worte Gottes noch die Gnade des Geschenkes, des gespendeten Generalablasses, ausgereicht, die Herzen der Mönche und Nonnen für seine Reform zu öffnen. Strenge und Aufsicht seien dort nötig! Er, Cusanus, hoffe, dass dort die von ihm eingesetzten Visitatoren strikt und unerbittlich die Befolgung des neuen Regelwerkes überwachen.

Der Kardinal schreibt jetzt auf einem Brett, das ihm als Unterlage dient, den Schluss des Briefes und spricht ihn zugleich:

Papst Nikolaus und Piccolomini würden in Rom weiterhin unermüdlich den großen Kreuzzug gegen den Mohammedaner vorbereiten. Er, Cusanus, verspüre aber noch nicht genug Zutrauen. Die ernsthafte Reform aller Glieder sei erst begonnen und benötige noch Zeit. Erst wenn ein jeder Gläubige rechtschaffend an der neu gewonnenen Einheit und Eintracht teilnehme werde das Abendland stark genug sein, über den Türken endgültig zu triumphieren. 

Schließlich schreibt Cusanus noch, dass er Clara in seine täglichen Gebete einschließe. Als er seinen Namen unter den Text setzen will, ruckt der Wagen an, so dass der Namenszug in einem Strich endet, der quer durch die Zeilen geht.

 

Das Dorf Enneberg in der Nähe von Brunneck kommt ins Bild, das direkt neben der Alpe Grünwald liegt.

Die Kamera schwenkt auf eine üppige Wiese am Fuß der Alpe Grünwald.

Einblendung: Die Alpe Grünwald, Amtslehen des Klosters Sonnenburg im Bistum Brixon.

Ein Hirte hält auf der Wiese eine Herde von drei Dutzend Schafen im Auge. Sein Hund treibt gerade ein Lamm zurück, das sich von der Herde entfernt hatte. Plötzlich streckt der Hund seinen Körper und hebt den Kopf witternd in die Luft. Zugleich wird - zu­erst leise, dann immer stärker- das dumpfe Geräusch galoppierender Pferde hörbar. Schließlich erscheinen auf einer Anhöhe, oberhalb der Wiese, fünf Gestalten, verharren einen Moment, um dann auf die Wiese hinab zu preschen.

Der Hirte ist überrascht. Er postiert sich mit seinem Stab schützend vor seine Tiere, denn inzwischen hat er erkannt, dass es sich um bewaffnete Reiter handelt. Als der Anführer der Horde mit einer Peitsche in der Hand auf ihn zureitet, gelingt es dem Hirten, ihn mit seinem Stab vom Pferd zu stoßen. Doch schon haben ihn die anderen Reiter umzingelt und schlagen mit ihren Peitschen erbarmungslos auf den Mann ein. Der Schäfer sinkt blutüberströmt zu Boden.

Dann ziehen die Reiter ihre Feuerwaffen und schießen wahllos in die Schafherde, die daraufhin auseinanderflüchtet. Im Bild bleiben nur noch sieben verendende oder bereits tote Tiere.

Der Anführer, der inzwischen wieder auf seinem Pferd sitzt, gibt seinen Männern ein Zeichen, das Blutbad zu beenden. Dann trabt er zu dem Schä­fer, der noch am Boden liegt. Der Anführer zielt mit seiner Waffe auf den Kopf des Schäfers, dessen Gesicht Todesangst spiegelt. Kein Wort fällt. Das Gesicht des Reiters verrät deutlich, wie er sich an der Angst des Opfers weidet. Nach einer Weile steckt er seine Waffe in den Schaft und galoppiert mit seinen Männern davon. Über das ganze Geschehen flutet mittäglicher Sonnenschein.

Der Schäfer richtet sich auf und schleppt sich zu den toten und ster­benden Tieren, unter deren Schmerzensrufe ein Winseln vernehmbar ist. Der Schäfer entdeckt seinen Hund, der verwundet im Gras liegt. Der Mann taumelt zu dem Tier und kniet neben ihm nieder. Liebevoll fährt er mit der Hand über das ruppige Fell des sterbenden Hundes. Der Überfall hat den Schäfer psychisch völlig verwirrt. Er stößt Laute aus, die zunächst unartikuliert klingen. Dann wird ein Name deutlich: Verena...Die Stimme wird kräftiger: Äbtissin des Teufels! Braut des Satans! Dann wird die Stimme wieder kläglicher. Das mehr­mals wiederholte Wort "Rache" verliert sich schließlich in einem Röcheln.

 

 

Die bischöfliche Burg in Brixen. Cusanus, sein Kanzelschreiber Lorenz Hammer sowie eine Abordnung der Bauern des Dorfes Enneberg. Vor­mittag. Das Arbeitszimmer des Cusanus.

Zunächst sitzt Cusanus allein hinter seinem Schreibtisch. Sein Gesicht trägt jetzt tiefe Falten und wirkt von den Strapazen seines jahrzehnte­langen Wirkens ausgezehrt. Sein Haar ist ergraut. Auf jeden Fall macht er einen älteren Eindruck als ein Mann von 52 Jahren, der er ist.

Cusanus schreibt einen Brief, dessen Worte er zugleich spricht. Das Schreiben ist an die Äbtissin Verena von Stuben gerichtet, die dem Benediktinerinnen-Kloster Sonnenburg vorsteht. Aus den ersten Zeilen geht hervor, dass die Äbtissin seine, Cusanus, angeordneten Reformen ignoriere. Die Äbtissin wisse zum Beispiel, dass der Besuch von Männern in Frauenklöstern von ihm, Cusanus, generell untersagt worden sei. Gleichwohl habe sie drei Räte des Erzherzogs Sigismund empfangen. Auch wenn es sich um Räte des Regenten von Tirol handle - ohne seine Erlaub­nis hätte sie nicht das Recht dazu gehabt…

Während Cusanus schreibt, kommt seine Hand, die den Federkiel bewegt, groß ins Bild. Die Finger-Gelenke sind von der Gicht befallen. Zwar schreibt er noch gestochen scharfe Buchstaben, aber nicht mehr so flink wie früher. Er legt den Federkiel beiseite und reibt sich mit der Linken die Schreibhand, die ihn offensichtlich schmerzt. Dann erhebt er sich, nimmt eine zierliche Glocke und läutet.

Sein Sekretär Lorenz Hammer, jetzt dicklich und im Alter von etwa 50 Jahren, betritt den Raum. Cusanus reicht ihm den Brief und erklärt, dass Hammer ihn zu Ende schreiben solle. Die Gicht! seufzt Cusanus resigniert…

Hammer überfliegt die bereits geschriebenen Zeilen und wird sicht­lich nervös. Ob man nicht behutsamer vorgehen solle? fragt er vor­sichtig. Die Äbtissin sei eine Frau von höchstem Adel. Man laufe Gefahr, dass man sich durch einen Streit mit ihr die Tiroler Stände zum Feind mache.

Cusanus fällt ihm ins Wort: Es sei nicht die Aufgabe eines Kanzel­schreibers, ihm Ratschläge zu erteilen. Dann bedeutet er Hammer, sich vor den Schreibtisch zu setzen, damit er ihm diktieren könne. Aus dem folgenden Diktat geht hervor: Wenn sich die Äbtissin nicht unverzüglich seinen Erlässen unterwerfe, werde er in Rom die Ent­hebung aus ihrem Amt beantragen. Sie solle sich keinen Illusionen hingeben. Für Papst Nikolaus sei er wie ein Bruder. Gemeinsam hätten sie...

Ein Bediensteter tritt ein und meldet, eine Abordnung der Enneberger Bauern bitte den ehrwürdigen Bischof zu sprechen. Cusanus wendet sich an Hammer. Enneberg? fragt er. Ob das Dorf nicht zu den Lehen der Sonnenburger - Nonnen gehöre? Hammer zögert, dies zu bestätigen. Offenbar ahnt er, dass unangenehmes droht. Cusanus gibt dem Sekretär ein Zeichen; die Bauern sollen eintreten.

Vier Männer kommen ins Bild, darunter der Schäfer, dessen Gesicht von den Striemen der Peitschen gezeichnet ist. Cusanus starrt das Gesicht des Hirten an. Dann fasst er sich und geht auf ihn zu. Vor­sichtig bewegt er das Gesicht des Mannes und betrachtet die teils offenen, teils schon verkrusteten Wunden. Peitschenhiebe! stellt Cusanus fest. Wie es zu dieser Misshandlung gekommen sei?

Der Schäfer berichtet, dass die Knechte des Klosters Sonnenburg ihn überfallen und sieben seiner Schafe getötet hätten. Dies sei auf Befehl der Äbtissin Verena geschehen, die den Ennebergern ihr angestammtes Recht verweigere, ihr Vieh auf die Weiden der Alpe Grünwald zu treiben. Seit Generationen grase das Vieh der Enneberger Bauern dort. Dies sei ein Gewohnheitsrecht, das ihnen die Äbtissin jetzt streitig mache.

Hammer widerspricht: Die Äbtissin besitze sehr wohl das Recht, den Bauern die Nutzung der Wiesen zu verbieten. Grünwald sei Eigentum des Klosters.

Cusanus ignoriert den Einwand. Er fragt, ob es einen Grund für das Verbot gebe. Der Schäfer schüttelt den Kopf. Es gebe keinen. Es sei denn... Der Hirt stockt. Cusanus ermuntert ihn, fortzufahren. Er müs­se alles wissen, wenn sie seine Hilfe wollten. Der Schäfer befreit sich langsam aus seiner Verlegenheit und erklärt: Er sei ein ein­facher Mann, den die Liebeshändel der höheren Stände nichts angingen, auch liege die Geschichte schon etliche Jahre zurück. Damals habe Fräulein von Stuben dem Orden der Benediktinerinnen noch nicht angehört. Sie sei eine schöne, begehrenswerte Jungfrau gewesen, die eine große Liebe zu einem Edlen empfunden habe. Dieser Herr habe sich versün­digt, er habe ein Mädchen aus Enneberg geschwängert. Vor der Geburt des Kindes habe sich das unglückliche Geschöpf von einem Felsen gestürzt. Der Vater, ein Enneberger Viehtreiber, habe die Schandtat öffentlich gemacht. Eine Heirat zwischen Fräulein von Stuben und dem Edlen sei danach nicht mehr möglich gewesen. Voller Kummer habe die adelige Dame daraufhin den Schleier genommen und sich in das Kloster Sonnenburg zurückgezogen. Die Enneberger glauben, dass die Äbtissin sie verachte, weil das Mädchen aus ihrem Dorf stamme. Des­halb sei es immer wieder zu Streitereien zwischen der Äbtissin und ihnen gekommen...

Der Schäfer fällt in Schweigen. Im Gesicht des Kardinals zeigt sich weder Mitleid noch Betroffenheit - sondern ein begieriges Interesse an der Geschichte. Er nimmt den Brief an Verena und zerknüllt ihn. Dann erklärt er den Bauern; sie könnten beruhigt nachhause fahren. Er, Cusanus, werde die Sache für sie regeln. Zu Hammer: Verschieben Sie alle Termine, die Anfang der Woche anstehen. Wir werden persönlich nach Sonnenburg reisen und die Äbtissin zur Rechenschaft ziehen“.

 

 

Cusanus, Hammer, ein Tross von drei bis vier Geistlichen (Inspektoren), zehn bewaffneten Reitern, später Äbtissin Verena und Dechantin Mechtild von Vielseck, seit ihrem Auftritt in Szene 18 und 16 um etwa 15 Jahre gealtert, sowie drei weitere Nonnen des Klosters Sonnenburg und 15 bewaffnete Klosterknechte.

Der Nachmittag geht in den Abend über, am Ende ist es dunkel.

Die Männer reiten durch ein Alpental, das zwischen Brixen und dem Kloster Sonnenburg liegt. Auf den Äckern arbeiten Bauern, die ihre Mützen abnehmen und sich verneigen, wenn Cusanus und sein Tross an ihnen vorbeireitet. Cusanus segnet sie, indem er ein Kreuzzeichen macht.

Cusanus und sein Kanzelsekretär Hammer reiten nebeneinander. Dabei soll es zu einem knappen Dialog zwischen den beiden Männern kommen, in dem zunächst Hammer seine Bedenken äußert. Er gestatte sich, seine Worte nicht an den ehrwürdigen Bischof, sondern an den Diplomaten Nikolaus von Kues zu richten. Als erfahrener Diplomat möge Cusanus noch einmal abwägen, ob es politisch klug sei, sich in den Streit zwischen der Äbtissin Verena und den Enneberger Bauern zu mischen. Seiner, Hammers, Auffassung nach sei Zurückhaltung geboten. Denn Vogt des Klosters und damit verantwortlich für alle weltlichen Angelegenheiten, die Sonnenburg beträfen, sei Erzherzog Sigismund. Cusanus Vorgänger hätten die Teilung der Macht stets respektiert und den Schutz des Klosters Sigismund überlassen. Ob er, Cusanus, sich nicht denken könne, dass er sich den Erzherzog zum Feind mache, wenn er versuche, die weltliche Macht über das Kloster an sich zu reißen?

Cusanus, der ein paar Bauern seinen Segen erteilt, erwidert unwirsch: Er werde sich in alle Angelegenheiten einmischen, die sein Bistum beträfen. Brixen solle für alle anderen Diözesen ein Vorbild werden. Sigismund - er lacht kurz auf - ein Mann ohne Charakter! Sein sündhaftes, ausschweifendes Leben habe dazu geführt, das Land zu ruinieren. Jetzt sei der Erzherzog bankrott und habe ihn, Cusanus, um einen Kredit angebettelt, den er ihm auch gewährt habe. Doch habe Bedauern und Verständnis für die finanzielle Lage des Herzogs dabei keine Rolle gespielt. Seine Absicht sei vielmehr die Umkehrung der Verhältnisse gewesen. Jetzt sei der Herzog vom Bischof abhängig - und nicht - wie es bei seinem Vorgänger der Fall gewesen war, der Bischof vom Herzog.

Hammer wendet ein: Eine Konfrontation könne sich Cusanus nicht erlauben. Er sei ein Fremder. Auf den Tiroler Adel könne er nicht zählen. Käme es zu einer Fehde zwischen ihm und Sigismund, würde sich der Adel ohne Zweifel auf die Seite des Herzogs schlagen.

Cusanus unterbricht seinen Kanzelsekretär gereizt: Er sei nicht gekommen, um sich mit den Tiroler Ständen anzulegen. Ihn würde interessieren: Ob in den Klöstern gezaubert und das Schicksal gedeutet werde, wie man ihm vertraulich berichtet habe. Ob die Geistlichen sündhaften Verkehr mit Frauen trieben, ob sich die Nonnen in Badeanstalten oder auf Tanzveranstaltungen vergnügen. Ob die Geistlichkeit überhaupt noch das Sakrament der Beichte achte. Ob das Weihwasser in den Kirchen und Kapellen sauber sei… ja, dies sei besonders wichtig zu wissen, weil solche winzigen Details oft mehr über die Frömmigkeit der Ordensleute aussagen als die Höhe der Schulden, in die ein Kloster durch eine schlechte Ernte geraten kann.

In der Ferne erkennt man schwach die Umrisse des Kloster-Gebäudes Sonnenburg.

Der Tross stoppt auf ein Zeichen Cusanus.

Cusanus wendet sich wieder zu Hammer: Er, Hammer, solle jetzt mit 5 Bewaffneten alleine weiter reiten. Mit der Anordnung zur Inspektion des Nonnen - Ordens werde er sich Zutritt zum Kloster Sonnenburg verschaffen;  -auch gegen den Willen der dortigen Nonnen.

 Cusanus übergibt Hammer eine Pergamentrolle, bei der es sich offensichtlich um die Anordnung handelt.

Cusanus: Hammer solle ihm, Cusanus, Nachricht geben. Äbtissin Verena sei nicht zu trauen. Er, Cusanus, komme zum Kloster, sobald sich die Äbtissin den in der Anordnung enthaltenen Weisungen unterwerfe.

Überblendung: Es ist jetzt völlig dunkel. Hammer und fünf bewaffnete Gardisten reiten auf die mächtigen Außenmauern des Klosters zu, die wieder vom Mond schwach beleuchtet werden. Ein Stück vor dem Eingangstor des Klosters steigen die Männer von ihren Pferden. Hammer tritt an das Tor. Es ist verschlossen. Er klopft, erst zaghaft, dann energisch. - Stille. Dann hört man jenseits der Mauer das Geräusch von Schritten. Eine Tür innerhalb des Tores wird geöffnet und die Dechantin des Klosters, Mechtild von Vielseck, tritt heraus, stellt sich Hammer gegenüber und begrüßt ihn kühl mit einem kurzen Kopfnicken.

Hammer zu Mechtild, wieder in seinem sehr offiziell klingenden Ton:

Bischoff Cusanus habe die Inspektion des Klosters Sonnenburg angeordnet. Er, Hammer, habe den Auftrag, die Ankunft des Bischofs und seiner Inspektoren vorzubereiten. Sie, Mechtild, solle ihn einlassen und zu ihrer Äbtissin bringen, damit Äbtissin Verena die Weisungen des Bischofs persönlich empfange.

Hammer hält jetzt das zusammengerollte Pergament, das er von Cusanus erhalten hat, hoch.

Mechtild von Vielseck entgegnet ihm in einem sehr ruhigem Ton: Niemand von ihnen werde in das Koster eingelassen. Äbtissin Verena habe eine Botschaft für Bischoff Cusanus. Damit er, Hammer, die Botschaft dem Bischof wortgetreu überbringe, werde Äbtissin Verena von Stuben ihm die Botschaft gleich hier und persönlich sagen.

Das Zugtor des Klosters wird jetzt -offensichtlich von innen- mit schneller Geschwindigkeit hochgezogen. Die Kamera blickt aus Hammers Perspektive durch die immer größer werdende Toröffnung, schließlich direkt in die Mündung des großkalibrigen Laufes einer dahinter stehenden Kanone.

An der Kanone steht Äbtissin Verena, mit einer brennenden Fackel, offensichtlich bereit, die Kanone jederzeit zu zünden. Hinter ihr stehen drei weitere Nonnen, gesäumt von einem Halbkreis aus etwa 20 bewaffneten Knechten des Klosters.

Verena, äußerst selbstbewusst: „Richtet Bischoff Cusanus aus: Wir lassen uns nicht von ihm einsperren! Wir lassen uns nicht von ihm unserer Lehen berauben! Und wir werden kämpfen, wenn Bischoff Cusanus nicht von unserer Sonnenburg ablässt!“

Es folgt ein kurzes Schweigen, dann, in Großaufnahme: Verena zündet mit der Fackel die Kanone.

Plötzlich erschüttert ein lauter Knall die ganze Szene und es folgt eine Schrecksekunde, bis sich der bräunliche Ruß des Schießpulvers in der Luft langsam lichtet.

Die Kamera zeigt - jetzt wieder aus der Halbtotalen - von außen in die Toröffnung: Sowohl Verena mit ihren Nonnen und den bewaffneten Klosterknechten wie auch Hammer mit seinen Gardisten stehen sich unverändert, noch genau wie vor dem Knall, gegenüber. Nur die Pergamentrolle, die Hammer in der Hand hatte, liegt jetzt offen im Staub. Hammer und seine Gardisten wirken wie angewurzelt, bleich und vom Schock des eben erlebten gezeichnet.

Verena streicht mit ihren Fingern sanft über den Lauf der Kanone: Das nächstes Mal, wenn Bischoff Cusanus eine Inspektion oder eine den Rechten ihres Klosters zuwider laufende Bevormundung anordne, werde sie, Verena, diese Kanone nicht nur mit Pulver, sondern auch mit einer Kugel laden.

Die Kamera schwenkt an die Seite auf den Boden, wo neun Kanonenkugeln, aufgetürmt zu einer unberührten Pyramide, lagern.

Hammer will etwas sagen. Doch noch bevor er anfängt zu sprechen wird das Zugtor ebenso schnell, wie es heraufgezogen wurde, wieder heruntergelassen. Dabei erfolgt eine Überblendung auf die nächste Szene.