Basel. Die Kammer der Herberge, in der Cusanus wohnt.

Nikolaus sitzt am Tisch und ist in ein Buch vertieft. Es klopft. Durch die Tür, die Cusanus zur Hälfte öffnet, sieht man einen älteren Mann, der sich ver­neigt und Nikolaus, kaum hörbar, etwas mitteilt. Die Worte setzen Cu­sanus in Erregung. Er stürzt förmlich auf die Wand zu, an der an einem Haken sein Umhang hängt. Während er ihn sich überstreift, folgt er dem Mann.

Auf der Straße, genau vor der Türe der Herberge, steht ein Wagen. Der Mann, offensichtlich der Kutscher, hilft Cusanus beim Einsteigen. Dann setzt er sich auf den Kutschbock und treibt die Pferde an. Die Fahrt führt durch eine Baseler Straße, dann den Rhein entlang.

Innen im Wagen.

Cesarini kommt ins Bild. Er hält eine Abschrift des Werkes "De Catholica Concordantia" in der Hand, - und zwar so, als wolle er es wiegen.

Ein gedankenreiches Werk, sagt er zu Cusanus, der ihm gegenübersitzt. Wie Cusanus den Begriff der Einheit durchdrungen habe - unübertrefflich. Doch habe er, Cusanus, verkannt, dass der Papst Wächter und Symbol dieser Einheit sei. Eugen sei der Nachfolger Petri und damit der Fels, der das Fundament der Einheit darstelle. Nur die Kraft dieses Felsens könne - unabhängig von wechselnden Mehr- und Minderheiten - die allumfassende Eintracht stiften und wahren.

Knapp erwidert Cusanus, er habe die Idee des Konsens nicht zu entwickeln brauchen, wenn der Fels diese Kraft noch besäße. Cesarini ignoriert diese Bemerkung. Er lehnt sich zurück und betrachtet die Landschaft. Dann erwähnt er beiläufig, dass der Heilige Vater das Konzil zu Basel aufzulösen gedenke.

Cusanus ist überrascht. Er kann seine Empörung kaum verbergen. Doch der Rang Cesarinis verbietet ihm, ausfallend zu werden.

Cesarini beob­achtet lächelnd, wie Nikolaus seinen Zorn niederkämpft.

Schließlich sagt Cusanus: Ob der Papst wisse, dass dann das Schisma unabwendbar sei.

Darauf erwidert Cesarini: Die Konziliaristen fordern eine größere Unab­hängigkeit von Rom. Aber weshalb? Letztendlich um sich ihrer finanziel­len Abgaben an den Stuhl Petri zu entledigen. Von einer Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern, wie Cusanus sie in seinen Reflektion über die allumfassende Einheit fordere, könne überhaupt keine Rede sein. Ob ein so scharfsinniger Kopf wie Cusanus dies nicht durchschaue?

Nach einer kurzen Pause fährt Cesarini fort:

Papst Eugen habe sich Cusanus Idee des Konsens zu Herzen genommen und mit dessen Autor großes vor. Er, der Papst, werde die Einheit der römischen mit der Ost­kirche wieder herstellen. Die Gelegenheit sei günstig. Joseph, Patri­arch und Kaiser von Byzanz, wolle verhandeln, weil er sich Hilfe er­hoffe. Die Türken hätten bereits große Teile seines Reiches erobert. Nur eine Union mit Europa, genauer: ein Kreuzzug, könne Kaiser Joseph vor einem Sieg der Mohammedaner retten.

Cesarini beugt sich vor und legt seine Hand auf Nikolaus Schenkel - eine Geste, die Cusanus erschrickt. Offensichtlich mag er die dadurch entstandene Nähe nicht. Doch wagt er es nicht, die Hand wegzunehmen.

Cesarini fährt fort:

„Sie, Cusanus, haben richtig erkannt. Sie können die Einheit der Kirche nicht vollenden, und ich kann es auch nicht. Aber beide können wir viel bewirken, um die Kirche auf ihrem Weg zur Einheit ein Stück weiter zu bringen“.

Er nimmt die Hand von Cusanus  Schenkel und lehnt sich zurück. Dann erklärt er ganz sachlich, als sei es bereits beschlossen:

Der Heilige Stuhl erteile durch ihn, Cesarini, Cusanus den Auftrag, nach Konstantinopel zu reisen und beim Kaiser die letzten Zweifel hinsichtlich eines Treffens in Ferrara - dem neuen Konzilsort - zu beseitigen. Die Belohnung sei angemessen: Aufhebung der Exkommunikation, Priesterweihe und die Vergabe von Pfründen, über die noch zu sprechen sei. Auch der Fall "Manderscheid" sei entschieden. Der Graf müsse sich mit einer Abfindung zufrieden geben. Man erwäge, ihn in den Stand eines Reichsfürsten zu erheben.

Nikolaus Gesicht verrät, dass es in seinem Kopf fieberhaft arbeitet.

Schließlich sagt er: Das bedeutet...

Cesarini bringt den Satz zu Ende: ...dass er die Seite wechseln muss. Habe er nicht schon einmal ohne Skrupel die Seite gewechselt - damals, als er sein Elternhaus verlassen habe, um sich in den Dienst einer höheren Aufgabe zu stellen?

Cusanus Züge glätten sich. Cesarinis Bemerkung scheint sein ungutes Gefühl, das beim Gedanken, die Partei zu wechseln und viele Freunde zu verlieren, in ihm aufgestiegen war, zerstreut zu haben.

Tatsächlich, sagt Cusanus, sei die Einigung mit der Ostkirche die historisch bedeutsamere Auf­gabe. Aber das Schisma, das drohe, wenn der Papst das Konzil zu Basel auflöse?

Cesarini: Wenn es zur Union mit der Ostkirche komme, drohe kein Schisma. Angesichts eines solchen Erfolges würden sich auch die Konzilia­risten um den Papst scharen.

Nikolaus reicht Cesarini die Hand zum Zei­chen, dass er die Aufgabe übernimmt.

(Bemerkung: Die Szene soll bildlich durch die Landschaft und die fried­lich trabenden Pferde aufgelockert werden)